Diese Aussage begegnet mir nun schon seit vielen Jahren, wenn ich meine Wellensittichhaltung zeige und den Rat gebe, Spielzeug und Einrichtungsgegenstände selbst herzustellen. Damit kann ich sehr viel besser auf spezielle Bedürfnisse und Vorlieben der kleinen Mitbewohner eingehen, als wenn ich Sachen von der Stange kaufe. Mit Materialien aus der Natur gebaut, ist es zudem sehr viel günstiger, gesünder und sorgt so ganz nebenbei für ordentliche Abwechslung. Nicht zuletzt bringt es auch für mich als Halterin einen tollen Zugewinn auf allen Ebenen!
„Ich kann das auch nicht!“
Das ist heute nicht selten meine Reaktion auf diese Aussage. In die Wiege wurde es mir nämlich nicht gelegt, so wie wahrscheinlich allen Menschen. Was wurde uns denn überhaupt in die Wiege gelegt? Da gibt es ganz sicher viele Dinge, die vermutlich nicht dazu gehören: Kochen, Lesen, Schreiben und noch Vieles mehr. Wir lernen das alles erst im Laufe der Jahre. Dabei bilden sich neben einfachen Fähigkeiten natürlich auch Begabungen heraus. Wenn diese nicht gefördert werden, dann verkümmern sie irgendwann. Das ist wie bei den Wellensittichen auch: was nicht gefördert wird, verkümmert. Aber es ist dennoch vorhanden und muss nur geweckt werden!
Hier ist also Dein Wecker:
Nun sind die meisten Menschen mit mehr oder weniger handwerklichem Geschick ausgestattet. Ich selbst lernte einiges schon in der Kindheit und auch später war das gerade Hämmern eines Nagels in die Wand kein nennenswertes Problem. Das war es dann aber auch schon. Meine ersten Vogel-Bäumchen vor vielen Jahren glichen eher einem Trauerspiel, als dass sie gut waren. Mit Bohren und Schrauben hatte ich es damals noch nicht so.
Abgesehen davon bot es den Vögeln keinen nennenswerten Mehrwert, weil nur gedrechselte Stangen verwendet wurden. Sitzstangen und Bäume aus Naturholz mit Rinde kamen erst später hinzu. Aber auch da waren die Bauten mehr schlecht als recht. Aus dieser Zeit gibt es weder viele, noch gute Bilder. Aber ich denke, die wenigen zeigen dennoch recht eindrücklich, was ich damit sagen will: „Ich kann das auch nicht!“
Irgendwann hatte ich prägnante Schlüsselerlebnisse mit meinen Vögeln und ich sah: sie brauchen dringend Beschäftigung und bessere, vor allem aber mehr Spielplätze. Von nun an wollte ich also unbedingt mehr für sie tun. Leider fehlte das Geld für fertiges Spielzeug und so entschloss ich mich für die Marke Eigenbau.
Anfangs bildeten noch Seile und Schnürchen die Basis, was der eine oder andere Vogel leider bald zum Fressen gern hatte. Also musste was anderes her. Nur was? Ich kam schnell auf Edelstahlstangen. In den darauf folgenden Jahren baute ich ungezählte große und kleine Schaukeln damit, die ersten 1-2 Jahre nur mit einer äußerst rudimentären Werkzeugausstattung. Die Stangen aus Edelstahl sind schon für kleines Geld zu haben und sind so ganz nebenbei auch noch prima wieder verwendbar. Für mich sind sie nicht mehr wegzudenken!
Ganz unauffällig wurden dabei meine handwerklichen Fähigkeiten und das Verständnis für die Bedürfnisse der Wellensittiche ausgebaut, später auch hinsichtlich barrierefreiem Wohnen für behinderte Vögel. Es kamen immer neue Ideen hinzu und es entwickelte sich über die Jahre zu einem richtigen Schatz. Nun muss ja nicht jeder diesen beschwerlichen Weg gehen, weshalb ich meine Erfahrungen ehrlich und entsetzt rückblickend für euch aufschreibe, gefolgt von Tipps und Tricks, inklusive Materialkunde und Bastelideen.
Von nix kommt natürlich nix. Das vorab als klares Statement von mir in dieser Sache. Also, was braucht ihr dazu? In die Wiege gelegte Begabungen sind es schon einmal nicht. Alles was ihr braucht ist Geduld, Mut, das richtige Verständnis für eure Wellensittiche und, neben geeignetem Material zum Basteln, ein paar wenige Werkzeuge. Etwas Zeit muss freilich auch eingeplant werden. Das Gute daran ist: es lässt sich auch mit kleinem Geldbeutel prima realisieren!
Misserfolge erlebe ich auch, zeige sie aber eher selten, weil ich sie lieber verdränge. Ganz besonders die Rückblicke auf meine Haltung ins letzte Jahrhundert. Es ist ja nichts, worauf ich stolz bin.
Und warum braucht man Mut? Das ist etwas, das ich selbst nie hatte und es mir heute rückblickend umso mehr bewusst wird. „Wenn ich da jetzt ein Loch hinein bohre und es funktioniert nicht, dann ist der Ast kaputt“. Das kann natürlich schon passieren. Dann lege ich den Ast beiseite, denn für irgendwas wird er ganz sicher noch brauchbar sein, wenn auch nicht für das aktuelle Projekt. Zur Not mache ich einfach Kleinholz daraus: es gibt nichts Besseres als Holzperlen und Scheibchen aus Naturholz. Davon könnt ihr nie genug haben! Gedrechselte Perlen kaufen und auffädeln ist natürlich einfacher, bringt den Vögeln aber nur bis zu einem gewissen Anteil tatsächlich einen Mehrwert. Beim Kleinholz sägen übt ihr gleich noch den Umgang mit der Säge und Bohrer. Und wenn es schief gebohrt und gesägt ist: ich glaube, euren Krummschnäbelchen ist das herzlich egal.
Zu den Misserfolgen gehören natürlich hier und da auch mal kleine Blessuren, die einem genauso auch in der Küche passieren können. Ich bin tatsächlich ein echter Spezialist dafür. Der Gurkenhobel sei hier im Besonderen erwähnt, denn dieser ist wohl mit das gefährlichste Werkzeug für mich! Mit einem Bohrer oder der Japansäge habe ich mich bedeutend weniger verletzt. Für alles gilt: Sicherheitsvorkehrungen treffen und konzentriert bei der Sache bleiben. Das darf auf keinen Fall ein Hinderungsgrund sein, einmal den Anfang zu machen. Weder beim Gurkenhobel, noch bei der Säge!
Um möglichst nicht so viele Misserfolge zu erleben, empfehle ich es, mit kleinen Sachen anzufangen. Nicht dass ihr viel zu voreilig gleich das Holz in den Busch werft.
Also Leute: ran ans Holz, nur Mut!