Kork

Das Material ist relativ weich und bringt schredderwütigen Wellensittichen schnelle Erfolgserlebnisse. Als Sitzbrettchen ist Kork eine gemütliche Basis zum Ausruhen, im Besonderen auch für Wellensittiche mit Handicap.

Ein paar Fakten

Korkrinde stammt überwiegend aus Portugal. Idealerweise handelt es sich dabei um die Ernte vom lebenden Baum. Bei gefällten, meist kranken oder toten Bäumen löst sich nicht nur die Rinde, sondern oftmals auch Holz vom Stamm mit ab, das bei Feuchtigkeit Schimmel begünstigt. Das Holz lässt sich leider nicht ohne Weiteres von der Rinde lösen.

Die Innenseite der Rinde
Links vom lebenden Baum geschält, rechts von einem toten Baum mit Holzresten, die Schimmelbildung begünstigen.

Die Rinde der Korkeiche (Quercus suber) enthält ca. 45% Suberin, das wasserundurchlässig und elastisch ist. Weitere Bestandteile sind Lignin, Tannine, Polysaccharide und Wachse. Die Korkrinde weist eine sehr geringe Dichte auf, weil im Gewebe besonders viel Luft eingeschlossen ist. Kork kann deshalb auch schwimmen und ist wärmeisolierend. Ein Vogel mit Arthrose kann hier liegend sehr gut die kranken Gelenke wärmen.

Durch die Inhaltsstoffe und die geschlossene Struktur bedingt, soll Kork sogar antibakterielle Eigenschaften besitzen. Schimmel und Kot können in qualitativ hochwertige Rinde wegen der wasserabweisenden Eigenschaft nicht eindringen und haften höchstens an der Oberfläche, weshalb eine Reinigung sehr einfach möglich ist.

Schädlingsbekämpfung & Reinigung

Manche Händler bieten schon vorgereinigten und hitze- oder kältebehandelten Kork an. Das ist auch dringend empfehlenswert, denn in unbehandeltem Kork wohnen nicht selten diverse Insekten wie Ameisen, Spinnen und leider auch Holzschädlinge wie Bockkäfer, Hausbock und der Gemeine Nagekäfer, der auch Holzwurm genannt wird. Sie haben einen mächtigen Hunger auf Holz und bleiben ziemlich sicher nicht nur im Kork, bis sie von den Wellensittichen gefunden und als Proteinhappen verspeist werden.

Fraßspuren eines Eichenwidderbockes
Dieser Käfer hat sich auf Eichen spezialisiert und legt seine Eier in die Rinde liegender Stämme kranker oder toter Bäume. Selten auch in Buchen, Linden oder Pappeln.

Es gibt aber noch zahlreiche andere Arten, die sich durch Holz oder Rinde nagen.

Wer in einem Betonklotz wohnt und keine Holzmöbel besitzt, muss sich hier sicher keine Sorgen machen. Wohnt man allerdings in alten Wohnhäusern, deren tragende Teile aus Holzbalken bestehen, sollte man sich hier durchaus Gedanken machen. Vermutlich will es niemand erleben müssen, wenn der Boden unter den Füßen zu Holzmehl verarbeitet wird. Möbel aus Massivholz will man diesen Tierchen sicher auch nicht gerade zum Fraß vorwerfen.

Feinstaub & Schmutz
Ein Stück Kork vor der Reinigung. Bei den dunklen Anhaftungen handelt es sich ziemlich sicher um Feinstaub/Ruß, den ich in meiner Gegend auch auf Holz finde. In anderen Gegenden ohne Verkehr schaut das nicht so aus!

Ich möchte dennoch nicht auf die Vorzüge von Korkrinden verzichten und schrubbe deshalb ausgiebig.

So schaut das gleiche Stück nach der Reinigung mit heißem Wasser und Schrubber aus. Noch besser ist hier natürlich eine Hochdruckreinigung, denn die säubert auch die Ritzen sehr gut, wo man mit einem Schrubber nicht hinkommt.

Manche Händler bieten Röhren an, die mit Hochdruckreiniger entsprechend gesäubert wurden.

Praktische Tipps
Hat man keinen vorbehandelten Kork, kann man diesen auch selbst reinigen: Mit heißem Wasser einweichen und dann kräftig schrubben.

Nach der Reinigung mit heißem Wasser 30 – 40 min. bei knapp 100°C in den Backofen. Dabei trocknet der Kork auch gleich. Eine andere Möglichkeit bietet das Schockfrosten bei -40°C für 1 – 2 Tage.

Reinigung im Alltag
Kotanhaftungen grob abkratzen, in heißem Wasser einweichen, gründlich abschrubben und nochmal nachspülen. Mehr braucht es unter normalen Bedingungen nicht.

Unterschiedliche Verwendung

Sitzbrettchen
Sie können mit Stockschrauben angebracht werden oder als Schaukeln mit unterschiedlichen Befestigungen (Lederschnur, Edelstahlstange, Ketten…) aufgehängt werden.

Korkstückchen
Korkstücke sind als Korkbruch erhältlich. Mit Loch versehen, lassen sie sich gut auffädeln. Wenn Sitzbrettchen sich nicht mehr als solche eignen, weil sie „geschrumpft“ sind, können sie noch als Schredderkette dienen.

Brettchen & Äste aus Vollholz
Das Vollholz ist sehr hart und damit langlebig. Es kann zu Sitzästen und -brettchen verarbeitet werden.

Flaschenkorken
Bitte keine gebrauchten Korken verwenden! Es gibt im Bastelbedarf ungebrauchte Korken. Am besten solche verwenden, die gestanzt sind und nicht aus Presskork (s.u.) bestehen.

Korkröhren

Wellensittiche sind Höhlenbrüter und Korkröhren simulieren Höhlen. Besonders von außen arbeiten sich vornehmlich Weibchen gerne ins Röhreninnere.

Der weit verbreitete Irrglaube, es sei keine Höhle, weil eine Röhre zwei Öffnungen hat, basiert wohl eher auf einer menschlichen Sichtweise, die keinesfalls auf Wellensittiche übertragbar ist.

In menschlicher Obhut leben Wellensittiche allgemein sehr üppig und neigen stark zu Brutigkeit, die durch solche Höhlen unnötig befördert wird. Die Folge sind nicht nur Eier und damit ein erhöhtes Risiko zu Legenot/Legedarmvorfall, sondern auch blutige Kämpfe.

Es ist aber keine gute Idee, mit der chemischen Hormonkeule gegenzuwirken, wenn es doch so einfach wäre, das zu vermeiden: einfach keine Röhren oder alles, was Höhlencharakter hat, anbieten! Nebst weiteren Maßnahmen, ist diese mit eine der wichtigsten, um übermäßiger Brutigkeit entgegenzuwirken.

Auch der Länge nach geteilte Röhren können eine Brutgelegenheit darstellen, wenn sie z.B. als Tunnel auf einer Voliere platziert werden.

Instinktiv wird bevorzugt das Äußere der Rinde benagt, weshalb ich besonders bei brutlustigen Weibchen Korkbrettchen mit der Innenseite nach oben angebracht empfehle. Je nach Größe der Rinde kann das sogar mit etwas Einstreu aufgefüllt werden. Besonders bei Wellensittichen mit Problemen in Füßen und Beinen ist das eine wirklich tolle Sache!

Wenn es nur ums Schreddern geht, reichen auch Schredderketten mit Kork, die weit weniger brutanregend sind, als Röhren (siehe Anwendungsbeispiel weiter oben).

Presskork

Seit einiger Zeit gibt es Spielzeug aus Presskork, von dem ich eher abraten würde. Hier wird wohl ein lebensmitteltaugliches Bindemittel aus Polyurethan verwendet, was für die Verpackung von Lebensmitteln in Ordnung sein soll. Wir wollen das aber als Schreddermaterial anbieten. Hier gilt nach meiner Ansicht ähnliches wie bei „Sabberlack“: es wird nicht nur beleckt oder hat Kontakt mit feuchten Lebensmitteln, sondern wird auch benagt. Naturbelassener Kork ist einfach besser!

Quellen und weitere Informationen:

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