Peddigrohr vs. Weide

Im Vogelbedarf werden Schredderbällchen, Ringe und andere Flechtwaren entweder als Bastelteile oder in fertigen Spielzeugen verbaut angeboten. Nicht selten wird das generell als Weide deklariert, ist aber in Wahrheit aus Peddigrohr. Die Unterschiede sind auf den Bildern deutlich sichtbar:

Links Peddigrohr, rechts Weide
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Was ist Peddigrohr?

Peddigrohr wird aus den Lianen der Kletterpalme „Calamus rotang“ gewonnen. Die Pflanze benötigt subtropisches Klima und wächst vor allem in Südostasien.

Die dicken und stabileren Teile nahe der Wurzel werden zu Rattanstangen verarbeitet, während Peddigrohr aus dem weichen Kern der Liane gewonnen wird. Peddigrohr ist sehr reißfest und stabil.

Informationen zu Weide

Weiden gibt es unterschiedliche, je nach Verwendung. Sie wachsen als Bäume oder Sträucher auch in unserem Klima und finden vielseitige Verwendung für Korbflechter, genauso wie auch als Heilpflanze.

Zur Herstellung von Heilmitteln wird die Weidenrinde im Frühjahr von jungen Ästen geerntet, weil zu dieser Jahreszeit besonders viel von dem Wirkstoff Salicin enthalten ist. Als Tee aufgegossen wird der Stoff herausgelöst und kann so aufgenommen werden. Im Darm und in der Leber wird der Stoff zu Salicylsäure umgewandelt und wirkt schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend.

In der Vogelhaltung dienen Flechtwerke wie Bällchen oder Ringe aus Weide der Beschäftigung und es ist durchaus möglich, dass sich die Vögel im Falle von Schmerzen instinktiv vermehrt daran bedienen. Des Weiteren wurde schon beobachtet, dass manche Vögel Stückchen von der Rinde im Schnabel zermahlen und im Gefieder verteilen.

Unterschied zwischen Peddigrohr und Weide

Peddigrohr ist sehr zäh und lässt sich von kleinen Schnäbelchen zum Teil gar nicht richtig schreddern. Zumindest nicht so, wie man es von Weide kennt. Weide zerbricht sehr viel leichter und bereitet wesentlich mehr Schreddervergnügen durch Erfolgserlebnisse.

Gibt es ähnliche Materialien?

Im Vogelbedarf werden Bällchen, Körbchen, Ringe und andere Flechtwaren auch aus anderen Materialien angeboten, die nach aktuellem Kenntnisstand als unbedenklich gelten. Erwähnenswert wären hier neben Sachen aus Weide auch solche aus Grasschnüren und Reben:

Geschälte/ungeschälte Weide
Grasschnur (teils Rebe)
Rebe

Gefahren

Kropfwickler, Bezoar

Besonders Peddigrohr, das sehr faserig und zäh ist, könnte genau wie sonst übliche Seile zur Gefahr werden. Solche Fasern können zu Verstopfungen und Reizungen im Kropf führen und sollte daher nicht unterschätzt werden! Bei Weide ist dieses Problem eher nicht zu beobachten, denn die Fasern sind weit weniger zäh und brechen leichter, bzw. können leicht vom Vogelschnabel zerteilt werden.

Unfallgefahr durch Fixierung

Bei kleinen Bällen und Ringen kann es vorkommen, dass sie sich beim Schreddern einen herausgelösten Ring über den Kopf stülpen und dieser auf der Schulter hängen bleibt. Versucht sich der Vogel verzweifelt daraus zu befreien, kann es passieren, dass er sich dabei die Flügel fixiert und dann quasi flugunfähig ist. Das ist eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr!

Dies trifft im Übrigen auf alle Materialien zu und sollte grundsätzlich gut unter Beobachtung stehen! Bei Wellensittichen ist es ratsam, solche Flechtwerke entsprechend der Vogelgröße auszuwählen, dass entstehende Ringe entweder sehr winzig sind, oder so groß, dass der Vogel bequem durchschlüpfen kann. Weidenbällchen mit ca. 5 cm Durchmesser sollten nur unter Aufsicht angeboten werden. Alle anderen Größen dürften unbedenklich sein.

Unfallgefahr durch Strangulation

Wenn ein Bällchen aus Peddigrohr vom Vogel auseinandergenommen wurde und der Faserstrang unglücklich verdreht in der Landschaft hängt, kann es vorkommen, dass sich der Vogel darin verfängt und womöglich stranguliert.

Fazit

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, zur Ergänzung der Beschäftigung oder auch für die Einrichtung des Lebensraumes Sachen aus Weide, Grasschnur oder Reben zu verwenden. Gerade wenn man keinen eigenen üppigen Garten zur ständigen Verfügung hat, ist das eine feine Sache. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass es immer auch wichtig ist, auf heimisches Gehölz zurückzugreifen. Bei gekauften Sachen hat man niemals die Kontrolle darüber, wo das verwendete Material angebaut und geerntet wurde.

Von Sachen aus Peddigrohr ist aus den genannten Gründen generell abzuraten. Davon ab bringt es den Wellensittichen keinen Mehrgewinn. Wer sie einmal aktiv erlebt hat, welch großen Spaß sie mit anderen Materialien haben, wird nichts anderes mehr für die kleinen Mitbewohner haben wollen.

Seit einiger Zeit wird der Deutsche Markt förmlich von Spielzeugen mit Peddigrohr überschwemmt. Diese Sachen stammen zum größten Teil aus Fernost. Es ist anzunehmen, dass bei der Produktion nicht darauf geachtet wird, das Spielzeug möglichst ohne viele Schadstoffe zu produzieren. Hierbei geht es hauptsächlich um maximalen Gewinn und nicht um die Gesundheit der Vögel!

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