Farben

Abwechslung kann es im meist sehr kleinen Wohnraum von Wellensittichen nie genug geben und so bietet es sich an, auch etwas Farbe ins Spiel zu bringen. Welche Farben eignen sich?

Lebensmittelfarben

Der Lebensmittelsektor bietet eine schier unüberschaubare Produktvielfalt an, in die hier ein wenig Licht gebracht werden soll. Zunächst noch eine Erklärung des Begriffes: Lebensmittelfarben sind Farben aller Art, die für Lebensmittel zugelassen sind. Darunter fallen auch färbende Lebensmittel.

Der Vorteil im Gegensatz zu Lacken: selbst wenn das Holz mal feucht wird oder die Reinigung unter fließendem Wasser nötig ist, wird die Farbe nicht aufplatzen und Anreize zum Benagen bieten. Lebensmittelfarbe wäscht sich mit der Zeit höchstens aus. Ist das Holz noch in Ordnung, kann es auch ganz einfach mal nachgefärbt oder in pastelliger Farbe weiter genutzt werden.

Wasser- und fettlösliche Farben
Als Lebensmittelfarben konzipiert, braucht es fett- und wasserlösliche Produkte. Für unseren Zweck eignen sich ausschließlich wasserlösliche Farben.

Pulver oder flüssige Farben?
Flüssige Farben brauchen mehr Konservierungsmittel, damit sie nicht so schnell verderben. Das ist bei Pulverfarben in der Regel nicht der Fall, bzw. in geringerem Maß.

Lebensmittelfarben aus dem Supermarkt
Hier werden oft Hilfsstoffe beigemischt, die wir nicht haben wollen. Allem voran ist es Zucker, der das Pulver besser dosierbar und rieselfähig halten soll. Für die leichtere Dosierung in Süßspeisen ist das vielleicht sinnvoll, nicht aber bei Spielzeug für Wellensittiche. Die Färbeleistung lässt hier auch sehr zu wünschen übrig, vom völlig überteuerten Preis mal ganz abgesehen.

Färbende Lebensmittel

Die gibt es entweder fertig zu kaufen oder können auch selbst zubereitet werden. Färbende Lebensmittel:

  • Brennessel
  • Brombeeren
  • Hagebutte
  • Heidelbeere
  • Hibiskus
  • Holunder (reif!)
  • Karotten
  • Kirsche
  • Kürbis
  • Kurkuma
  • Paprika
  • Rote Beete
  • Rote Weintrauben
  • Rotkohl
  • Johannisbeeren
  • Schwarzkarotten
  • Spinat
  • Spirulina
  • Süßkartoffeln
  • Zwiebeln

Vor- und Nachteile
Diese Art Farben haben den Vorteil, dass sie allgemein als unbedenklich gelten und sogar bei weicheren Holzteilen verwendet werden können. Der Nachteil ist, dass die Farben schnell verblassen. Ein Spielzeughersteller wird das wohl kaum verwenden, weil das nicht wirtschaftlich umsetzbar wäre.

Gänzlich unbedenklich?
Solche natürlichen Farbgeber tragen übrigens ebenfalls die berüchtigten E-Nummern und ist keinesfalls ein Hinweis darauf, dass sie künstlich oder gar gefährlich sind. Allerdings muss man auch ganz klar sagen: nur weil es natürliche Farbstoffe sind, können auch diese Allergien auslösen oder andere unerwünschte Nebenwirkungen haben. Aus diesem Grund müssen sie auf der Verpackung angegeben werden. Häufige Anwendung finden folgende färbende Pflanzen:

E-Nr.NameLebensmittel
E 100Kurkuma
Curcumin
Gelbwurzel 
Safran
Crokin
Safrankrokus 
E 101RiboflavinVitamin B 2
E 140Chlorophylle Blattspinat, Matcha-Tee, Brennessel
E 160a-fCarotineFrüchte, Wurzeln, Blätter, Karotten, Algen, Pflanzenöle
(E 160b)Annatto
Bixin
Samenschale eines tropischen Strauches (Bixa orellana)
(E 160d)Lycopin Tomate, Hagebutte
E 161 bLuteinPflanzen, Eigelb
E 162Beetenrot
Betanin
Rote Rübe
E 163Anthocyane Rote Weintrauben, Rotkohl, Holunderbeeren

Quelle: Tüv Süd – Pflanzliche Farbstoffe in Lebensmitteln

Lebensmittel und Blüten als Farbtupfer
Man kann natürlich auch mit frischen oder getrockneten Blüten und Gemüse entsprechend Farbe ins Spiel bringen. Hier gilt wie immer, dass es nach Möglichkeit nicht durch Schadstoffe wie Feinstaub, Dünger und Pestizide belastet sein sollte.

Azofarbstoffe

Vorteile und Anwendungsbeispiele
Anders als färbende Lebensmittel oder daraus hergestellte Farbstoffe, zeichnen sich Azofarbstoffe durch eine sehr hohe Farb- und Lichtechtheit aus. Sie werden in Fetten, Ölen, Holz, Papier, Kosmetikprodukten, Textilien und Leder, Plastik- und Gummiprodukten, Pharmazeutika, Farben, Lacken, Holzbeizen und Lebensmitteln verwendet.

Aromatische Amine sind krebserregend!
Azofarbstoffe stehen hart in der Kritik. Einige von ihnen können Aromatische Amine abspalten und sind krebserregend. Diese sind aber ohnehin längst verboten und stehen nicht hier auf der Liste! Sie sind für uns also gar nicht relevant.

Zugelassene Azofarbstoffe
Andere Azofarbstoffe gelten als nicht krebserregend. Trotzdem sollte man bei bedenklichen Inhaltsstoffen immer ganz genau hinschauen.

So manche Schlagzeile wirft alle Azofarbstoffe in die Schublade „krebserregend“, die dem aber nicht gerecht wird! Die unten genannten Farbstoffe sind dahingehend alle unbedenklich. Wie sehr viele andere Zusatzstoffe in Lebensmitteln auch, können sie aber durchaus Nebenwirkungen haben.

In der sog. „Southampton-Studie“ von 2007 soll ein Zusammenhang bei der Aufnahme von Azofarbstoffen und Hyperaktivität/Konzentrationsstörungen bei Kindern festgestellt worden sein. Diese Studie ist allerdings nicht unumstritten. Aufgrund dieser Studie müssen die aufgelisteten Farben wie folgt gekennzeichnet werden: „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“:

E-Nr.NameAnmerkungen
E 102Tartrazin Gelb bis Orange
E 110Gelborange SGelb bis Orange
E 122AzorubinRot
E 123Amaranth Rot
E 124Cochenillerot ARot
E 129Allurarot Rot
E 151BrillantschwarzViolett, Braun oder Schwarz
E 155Braun HTBraun, für uns nicht relevant
E 180Litholrubin BKRot, für uns nicht relevant

Quelle: LGL Bayern – Azofarbstoffe

Sind Azo’s wirklich so schlecht?
Wir treten an dieser Stelle einmal einen Schritt zurück und schauen, wofür wir die Farbstoffe einsetzen wollen: zum Färben von harten Holzteilen, bei denen die Farben in der Regel von Wellensittichen nicht in größeren Mengen aufgenommen werden können. Bei Kindern, die z.B. Gummibärchen verzehren, schaut das Mengenverhältnis deutlich anders aus, denn ein Kind wird sicher nicht nur ein einziges Bärchen essen und auch nicht nur die Oberfläche ablecken. Für Lebensmittel sind Warnhinweise also durchaus berechtigt!

Für harte Holzteile super geeignet!
Bei Teilen aus Hartholz, wie sie auf dem Bild zu sehen sind, sollten Azofarben im Normalfall kein Problem darstellen. Sie sind so hart, dass sie in der Regel von Wellensittichen eher nicht benagt werden, sofern sie ausreichend gesunde und natürliche Alternativen zur Verfügung haben. Als kleine Farbtupfer sind sie jedenfalls bestens geeignet:

Generell sollten Spielsachen mit nur wenigen solcher Farbtupfer und nicht inflationär mit gedrechselten Holzperlen bestückt sein, denn das würde den Wellensittichen keinen Mehrwert bringen. Für die Tiere wird es erst richtig interessant, wenn genügend Teile aus Naturholz mit Rinde dabei sind.

Wann sollten bunte Teile entfernt werden?
Wenn ein Vogel auffällig daran schleckt, die bunten Teile entfernen und durch ungefärbte Teile aus Naturholz ersetzen! Hierbei handelt es sich aber eher um seltene Ausnahmefälle. Wer sich bei Azofarben unsicher ist, greift am besten auf färbende Lebensmittel zurück.

Was ist mit weichen Holzteilen?
Nun werden aber nicht nur Teile aus Hartholz gefärbt, sondern auch Schredderteile aus dünnen Holzplättchen, Balsa u.v.m. Hier sehe ich eher ein Problem bei Azofarbstoffen, da diese beim Benagen auch zum Teil aufgenommen werden. Besonders bei leicht schredderbaren Teilen dürfte die aufgenommene Menge an Farbe nicht unerheblich sein, zumal der schnelle Stoffwechsel der kleinen Körper unserer Wellis das sicher anders verwerten, als wir Menschen.

Hier sind entweder färbende Lebensmittel empfehlenswert oder wahlweise ganz in Natur und mit wenigen Farbtupfern aus harten Holzteilen aufgepeppt.

Zusammenfassung – Tipps für den Einkauf:
Am besten pulverförmige, wasserlöslche Lebensmittelfarben verwenden. Die oben genannten Azofarbstoffe sind für harte Holzteile in Ordnung. Färbende Lebensmittel oder daraus hergestellte Lebensmittelfarben für weiche Holzteile. Generell darauf achten, dass die Zutatenliste sehr kurz ist und hauptsächlich nur Farben (E-Nummern) enthält.

Die Farben sollten nicht aus Fernost stammen, denn hier ist nicht garantiert, dass die Produkte den EU-Richtlinien entsprechen.

Vergleich mit speichelresistenten Lacken
Im Vergleich zu speichelresistenten Lacken, die ugs. auch „Sabberlack“ genannt werden, enthalten Lebensmittelfarben wesentlich weniger zusätzliche Stoffe, wenn überhaupt. Titandioxid (E 171) wäre nur einer, der hier erwähnt sein will, denn als Lebensmittelzusatzstoff ist er seit 2022 nicht mehr erlaubt. Als Lebensmittelfarbe wird wohl kaum jemand diesen Weiß färbenden Stoff für Holzteile verwenden wollen. In Lacken ist er allerdings noch zugelassen, auch für Sabberlack!

Die Studie dazu ist allerdings ebenfalls umstritten, aber das nur am Rande.
Solche Lacke enthalten aber noch andere Zusatzstoffe, u.a. auch die zugelassenen Azofarbstoffe. Auch wenn sie als speichelresistente Lacke verkauft werden, sind es noch lange keine knabberresistenten Lacke. Mehr dazu hier:

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